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Ein Lehrer rappt mit der Marburger Musikszene gegen rechte Hetze

Die zwei Rapper Lutz Hermann und Aydın Kuse aus Marburg haben den Song „We stay United“ veröffentlicht.  Quelle: Moritz Gremmelspacher (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Die zwei Rapper Lutz Hermann und Aydın Kuse aus Marburg haben den Song „We stay United“ veröffentlicht. Quelle: Moritz Gremmelspacher

Lutz Hermann setzt mit dem Song „We stay united“ ein Zeichen für Toleranz. Der Marburger produziert mit regionalen Musikern einen Song gegen Ausgrenzung.

 

Marburg. Lutz Hermann ist hauptberuflich Lehrer für Deutsch und Religion an der Adolf-Reichwein-Schule in Marburg. In seiner Freizeit macht der 40-Jährige außerdem aus Leidenschaft Musik. Unter dem Namen Mr. Lu hat der Rapper vergangenes Jahr sein erstes Album veröffentlicht. Er schreibt Texte über Dinge, die ihn bewegen – in Form von Songtexten, aber auch als Autor verschiedener Bücher. Zur Zeit steht für ihn jedoch in erster Linie die Musik im Vordergrund, mit der er Dinge aus seinem Leben sowie aktuelle gesellschaftliche Ereignisse verarbeitet.

Da in ganz Europa, aber auch in Deutschland ein Rechtsruck herrscht, nahm er das als Anlass, mit zwei anderen regionalen Künstlern die politischen Probleme in unserem Land zu verarbeiten. Gemeinsam mit Aydın Kuse, der als Biotechnologe arbeitet und unter dem Künstlernamen „Der Rote Türke“ auftritt, rappen sie in ihrem neuen Song „We stay United“ für Einheit und Gemeinschaft. Vervollständigt wurde der Track durch den Refrain von Olivia Rolof, einer Sängerin aus Marburg. Das Lied haben sie gemeinsam im Studio bei Marburg Records aufgenommen.

Viele problematische Aussagen

Gerade weil sich die politische Lage vor der Bundestagswahl immer mehr ins Extreme entwickelt hat, wollen sie dem aktuellen Rassismus und der Hetze in Deutschland etwas entgegensetzen. Sie sagen, manchmal sei es schwer, nur mit sachlichen Argumenten zu überzeugen, deshalb wollen sie in ihrem neuen Song klare Kante zeigen. Genau deshalb wird es in dem Lied auch mal expliziter. Junge Menschen müsse man irgendwie erreichen, denn in Kunst könne man erst mal alles verpacken, um für wichtige Dinge Aufmerksamkeit zu schaffen, erklären uns die beiden.

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Bei seiner Arbeit als Lehrer hört Hermann von Schülern oftmals kritische Aussagen. Dadurch, dass die AfD in den sozialen Medien sehr breit aufgestellt ist, erreicht die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte Partei viele Jugendliche. Rassistische Positionen und Aussagen werden dabei oftmals ohne großes Hinterfragen wiedergegeben. „Das hat sich schon ins Negative verändert in den letzten Jahren“, sagt Hermann. Vor zehn Jahren seien solche Äußerungen noch nicht so oft gefallen wie heute. Durch Corona hätten sich Beleidigungen und Parolen bei vielen nochmal verstärkt, außerdem verbreiten sich diese durch die sozialen Medien deutlich leichter als früher.

Gemeinsam für Toleranz

Da es heutzutage auch keine klare optische Abgrenzung mehr von rechts und links gebe, wie es früher der Fall war, sei es auch schwer zu erkennen, wer in unserem Umfeld rassistische Meinungen vertritt. „Wenn es über 20 Prozent AfD-Wähler gibt, sind diese Leute auch im Bekanntenkreis oder unter den Kollegen bei der Arbeit“, sagt Aydın Kuse. Mit ihrer Musik wollen sie deshalb ein Zeichen setzen, um zu verhindern, dass rechtsextreme Meinungen weiter salonfähig gemacht werden. Auch wenn es erst mal im kleineren Rahmen bleibt, wollen die drei mit ihrem musikalischen Beitrag die Gesellschaft ein Stück weit entgiften, sagt der 49-Jährige Biotechnologe.

Musik zu machen gibt ihnen Hoffnung, denn gerade im Prozess des Schreibens und Aufnehmens haben sie wieder neue Zuversicht schöpfen können. „Vor allem Künstler wie wir müssen in Zukunft vorangehen, um eine Einheit gegen Ausgrenzung zu bilden. Deshalb ist das hier auch erst der Anfang“, sagt Hermann zuversichtlich. Der Song erschien am 9. Mai 2025 auf den gängigen Streaming-Plattformen. Doch auch live wird Lutz Hermann aka. Mr. Lu seine Musik in naher Zukunft präsentieren. Am 21. Mai spielt er zuerst Lieder aus seinem Album „Herz auf Papier“ in der Cavete in Marburg. Mitte Juni wird er dann gemeinsam mit Aydın und Olivia, den beiden anderen Musikern, den Song „We stay United“ live auf dem Sommerfest der Adolf-Reichwein-Schule spielen. Dort wollen sie mit allen Beteiligten Gemeinschaft und Toleranz feiern.